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Jochen Peichl, Dr. med. (Kurzcharakteristik)
Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Nürnberg

Ego-State-Therapie
Was kann die therapeutische Arbeit mit inneren Selbstanteilen
zum Verständnis und zur Therapie von Menschen mit Trauma-Erfahrung beitragen?

Fortbildungsreihe:
(4) 12. Juni 2010
(5) 17. Juli 2010
(6) 13. November 2010
Samstag: 9:30 – 18:00 Uhr

Veranstalter: Münchner Familienkolleg
 
33 FB-Punkte

Diese Fortbildungsreihe macht mit den Grundlagen der Ego-State-Therapie nach John und Helen Watkins vertraut, die sich in den letzten Jahren bei der Behandlung trauma-assoziierter Störungen neben der Verwendung spezieller Expositionstechniken wie EMDR, sehr bewährt hat. Die Vorstellungen eines "normal-multiplen" Selbst, im Gegensatz zu einer geschlossenen, monolithischen Selbst-Identität der Psychoanalyse, erleichtert das Verständnis der innerpsychischen Vorgänge von Menschen mit einmaliger oder wiederholter Traumaerfahrung, unter Zuhilfenahme des Abwehrvorgangs der Dissoziation. Ziel der Fortbildungsreihe ist es, dieses neue und innovative Denken, welches mit den neueren Befunden der Hirnforschung zum Selbst und dem Realitätserleben gut kompatibel ist, sowohl als Verstehensgrundlage, als auch als eigenständige Therapie-Strategie zu nutzen. Durch Verbindung zum hypnosystemischen Denken ergeben sich viele hilfreiche Synergien zwischen Ego-State-Therapie und der systemisch-konstruktivistischen Sichtweise.
 
4. Seminartag:
„Das Bild des Täters in meinem Inneren“: wie entstehen innere Verfolger, Täterintrojekte und welche Funktion haben sie und wie kann man hypnosystemisch und mit Methoden der Teile-Arbeit damit konstruktiv arbeiten?

Die psychotherapeutische Arbeit mit strengen Über-Ich-Anteilen bei als neurotisch diagnostizierten Persönlichkeiten und vor allem die Arbeit mit entwertenden und vernichtenden „inneren Stimmen“ bei trauma-assoziierten Störungen ist eine oft frustrane Herausforderung an den Therapeuten und Klienten. In dem Seminar geht es erst einmal darum, sich die unterschiedlichen Formen und Funktionen der „Introjektion“ (Verinnerlichung) der frühen Betrugsperson/des Täters bewusst zu machen und speziell ihre Funktion als Überlebensstrategie in einem Bindungs- und Vermeidungsdilemma der Traumasituation zu verstehen. Dabei sind Konzepte der Teile-Arbeit von Watkins, aber auch systemische und hypnosystemische Ansätze sehr hilfreich. In einem zweiten Schritt überprüfen wir die Auswirkung des Konzepts auf die konkrete Praxis mit den Klienten.
 
5. Seminartag:
„Ich kann meine Gedanken beobachten, deshalb bin ich mehr als meine Gedanken!“ - Die Position des „Inneren Beobachters“ in der achtsamkeitsorientierten Traumatherapie nutzen

Die Existenz eines „Inneren Beobachters“ in uns, wurde von Hilgert in der Hypnose entdeckt. Seit der Zeit nutzen wir diese beobachtende, nicht wertende und neutrale Instanz in unseren Klienten, bei der Anwendung imaginativer Psychotherapiebausteine, der achtsamkeitsorientierten Therapie, die vom Zen-Buddhismus herkommt und vor allem in der Teile-Arbeit bei schwer traumatisierten Klienten. Die Methode ist eine Form der selbstgesteuerten Dissoziation von überwältigenden Gedanken, Gefühlen und Bildern. Das Seminar soll die dazu gehörigen Theoriekonzepte vermitteln und bietet reichlich Platz für Übungen und Selbsterfahrung.

6. Seminartag:
„Das SELBST ist kein Inhalt, sondern eine Energie!“: Was die moderne Hirnforschung, der Zen-Buddhismus und die Ego-State-Theorie von Watkins miteinander zutun haben und wie es sich in der Praxis auswirkt

Wenn nach Auffassung der Hirnforschung und der postmodernen Philosophie unser Selbst, unsere Identität, keine in sich feste, geschlossene Struktur hat und das Gefühl der Einheit nur eine Illusion ist, was sind wir dann: ein vielstimmiges Orchester mit einem Dirigenten? Oder ist unser Selbst nur eine Konstruktion unseres Gehirns und existiert eigentlich nicht, wie die Hirnforschung und der Buddhismus nahe legen. Wenn wir von einem Teilemodell des Selbst/des Ich ausgehen, wie von Watkins in der Ego-State-Theorie postuliert, werden wir irgendwann auf diese Fragen stoßen – und müssen sie beantworten, da jede Antwort, wie immer sie ausfällt, unser Menschenbild und vor allem unsere Praxis der Therapie beeinflusst. In diesem Seminar möchte ich die TeilnehmerInnen einladen, darüber nachzudenken und Antworten für das konkrete Vorgehen am Beispiel der Traumatherapie anbieten.

Methodik: Theoretische Darstellung, Demonstrationen mit Rollenspiel-KlientInnen, Fallbeispiele, Übungen.

Literatur:
Peichl, J. (2006): Die inneren Trauma-Landschaften. Borderline, Ego-State, Täter-Introjekt. Stuttgart: Schattauer.
Peichl, J. (2007): Innere Kinder, Täter, Helfer & Co. Ego-State-Therapie des traumatisierten Selbst. Stuttgart: Klett-Cotta.
Peichl, J. (2009): Destruktive Paarbeziehungen. Das Trauma intimer Gewalt. Stuttgart: Klett-Cotta.

Die Fortbildungsreihe hat 2009 begonnen und wird 2010 fortgesetzt. Neuzugänge sind eventuell möglich.
 
 
Ort: München
 
Kursgebühr:
bei Anmeldung bis 31. März 2010:  
Fortbildungsreihe: 360,00 EUR, Einzelbuchung pro Tag: 155,00 EUR,
bei Anmeldung danach:
Fortbildungsreihe: 420,00 EUR, Einzelbuchung pro Tag: 175,00 EUR
 
Bitte beachten: Bei Rücktritt von der Fortbildungsreihe nach dem 1. Seminartag gibt es keine Erstattung der Kursgebühr.
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