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1. Unser Leben ist sozial konstruiert. Das heißt, wir werden, wer wir sind, mittels Beziehungen: wie andere uns wahrnehmen und mit uns interagieren und wie wir diesen sozialen Interaktionen Bedeutungen geben. 2. Wir organisieren unser Leben mittels Geschichten. Es gibt eine Vielzahl von Geschichten oder Bedeutungen, die wir einer spezifischen Situation zuschreiben können. Es gibt viele Erfahrungen, die wir nicht in unsere Geschichten einbauen, die zu anderen, oft bevorzugten Lebensnarrativen führen könnten. 3. Die dominanten Diskurse in unserer Gesellschaft haben einen starken Einfluß darauf, welche Geschichten erzählt werden und wie sie erzählt werden. Ein Diskurs ist ein System von Worten, Regeln, Verhaltensweisen und Grundüberzeugungen, die gemeinsame Werte teilen. Bestimmte Diskurse halten bestimmte Grundüberzeugungen aufrecht. Wir können einen Diskurs sogar als „Grundüberzeugung in Bewegung“ betrachten. Diskurse neigen dazu, unsichtbar zu sein – sie werden einfach als Teil der Realität gesehen. 4. Wenn wir Probleme in spezifischen Diskursen lokalisieren, hilft uns das, Menschen als separat von ihren Problemen zu sehen. Wenn ein Problem erst einmal mit einem problematischen Diskurs verbunden ist, können wir Menschen leichter helfen, dem Diskurs zu trotzen oder eine Beziehung zu konstruieren, die mit einem anderen, bevorzugten Diskurs verbunden ist. (Wir trachten danach, diejenigen Diskurse zu identifizieren, die problematische Geschichten unterstützen.) In der täglichen Arbeit der narrativen Therapie ... fangen wir da an, wo die Menschen sind; hören wir, was sie als Geschichten erzählen: nicht „Fakten“ oder Hinweise einer „tiefen“ Bedeutung oder Symptome, die zu diagnostizieren sind, etc.; versuchen wir, die Geschichten zu verstehen, mit deren Hilfe die Menschen zur Zeit ihr Leben bestimmen und das zu verstehen, was an diesen Geschichten problematisch ist; bemühen wir uns, Menschen als separat von ihren Problemen zu sehen. Auf diese Art und Weise können wir problem-unterstützende Geschichten aufdecken. Dies hilft uns, „Öffnungen“ in diesen problematischen Geschichten zu sehen. (Dieser Prozeß ist ein wichtiger Teil der „Dekonstruktion“.) bemühen wir uns, „Öffnungen“ in den problematischen Geschichten (Ausnahmen, einmalige Erfolge) zu hören; können die Öffnungen erweitert werden, indem wir Fragen stellen, die Menschen dazu einladen, die Öffnungen nochmals zu erzählen und zu erfahren, so daß reiche, dichte Narrative entstehen, deren Bedeutungen möglicherweise die Bedeutungen der alten problem-beladenen Geschichte ersetzen. Wahrnehmen der Probleme im größeren kulturellen Kontext Probleme in einem größeren kulturellen Kontext zu sehen, hat immer mit dem „Demaskieren“ der problematischen Diskurse in Bezug auf den Blick des Therapeuten zu tun. Manchmal werden die Ergebnisse des Demaskierens in der therapeutischen Konversation explizit gemacht. Wenn wir den größeren Kontext betrachten, meinen wir damit nicht „Zurechtweisen einer Person“ oder wir implizieren nicht, daß Menschen einem spezifischen Kodex von Verhalten oder Glaubenssystemen folgen sollen. Wenn wir über größere Kontexte nachdenken, die die Bühne für Probleme darstellen, hilft es uns, Menschen als separat von ihren Problemen zu sehen und hoffnungsvoll im Hinblick darauf zu sein, welche Möglichkeiten sie haben. Es hilft uns auch, Fragen zu stellen, die Menschen helfen können, das zu kreieren, was sie für sich und für ihre Beziehung wollen. (Anstatt die Beziehung mittels dominanter Diskurse zu gestalten, welche nicht befriedigend sind.) In der Paartherapie hören wir besonders auf Diskurse, die mit Patriarchat und heterosexueller Dominanz verbunden sind. |
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